Vorneweg möchte ich klarstellen, dass ich mir darüber bewusst bin, dass Kulturalisierung auch eine Form von Rassismus, Diskrminierung, Zuschreibung und Ausgrenzung sein kann. Es ist aber der zu- und festschreibende, essentialisierende Prozess dabei, der zu einer Reproduktion von ungerechten Strukturen führt und nicht die Tatsache, dass es Unterschiede gibt, die durch unterschiedliche Sozialisationen erklärbar sind. Genauso wie bei der rassismuskritischen Kommunikation ist wichtig, hier genau zu verstehen und herauszufinden, aus welcher Sprech-Position heraus was wer wie beschreibt und als Herausforderung erlebt.
In der Psychotherapie geht es auch immer um die Entwicklung von persönlichen Kompetenzen, und bei der Interkulturellen Psychotherapie fließen bei Bedarf auch Informationen zu unterschiedlichen Kommunikationsmustern, ein Verständnis für unterschiedliche Familienzusammenhänge und auch Selbstwahrnehmungsmuster ein. Ich grenze kultursensible Kommunikation sehr klar von "Kulturraum-wissen" und „Kultur-Identität“ ab.
Die Herausforderung besteht meiner Erfahrung nach darin, die essentialisierenden oder potentiell essentialisierenden Ergebnisse aus interkulturellen Forschungsgebieten so zu nutzen, dass sie für interkulturelle Interaktionssituationen fruchtbar werden – und mein Gegenüber stärken. Diese Informationen können helfen, Situationen von Sprachlosigkeit anders zu verstehen und dadurch zumindest teilweise zu überwinden.