Das ist natürlich so übertrieben. Es gibt Wissenschaftler*innen, die sich dankenswerterweise mit dem Thema beschäftigen, in wie weit Psychotherapie als solche in ihrer Geschichte, ihren Methoden, Daten Zahlen, Fakten, Bewertungsmustern usw. an einer Norm des „bürgerlichen weißen Mannes“ orientiert ist und wie die dringend notwendige Dekonstruktion gelingen kann.
Dieser rassismuskritische Prozess hat viele Parallelen zu feministischen Fragestellungen und dauert nach wie vor an. Studien zu Stereotype Threat und Auswirkungen von Diskriminierung wurden mittlerweile durchgeführt und viele Lücken und offene Fragen wurden deutlich.
Mir ist vor Allem wichtig, wie ich Menschen unterstützen kann, die Verbindung zwischen gesellschaftlichen Machtsystemen und biografischen Faktoren für sich besser zu verstehen und ihren Weg zu gehen. Meiner Erfahrung nach unterscheiden sich hierbei die Probleme von Menschen, die in erster Generation hier leben, und denen der nachfolgenden Generationen inhaltlich sehr.
Welche Rolle „Trauma“ als Konzept dabei wichtig ist, ist ebenfalls eine offene Frage. Ich habe keine Zertifizierung als Traumatherapeutin, habe mich aber sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und halte mich für trauma-informiert.
Meiner Erfahrung nach gibt es unterschiedliche Rassismen, die sich darüberhinaus unterschiedlich mit weiteren Differenzlinien verdichten können (Klasse, Familie, Religion, Geschlecht, Sexualität) - und je komplexer es wird, desto wichtiger ist es sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die eigene Heilung und dadurch das System insgesamt zu verändern – oder das eigene Leben einfach leichter zu genießen.